Foto Porto in Portugal bei Sonnenuntergang

Slow living wie in Portugal – Prinzipien der portugiesischen Lebensart Part 1

Dass die Portugiesen landschaftlich und klimatisch beschenkt sind, wissen wir ja. Aber auch in Sachen Lifestyle und slow living haben sie uns Mitteleuropäern Einiges voraus. Wir zeigen euch Aspekte des Lebens, die charakteristisch für diesen kleinen Landstrich am Rande Europas sind.

 

1. Eine ausgewogene Kulinarik

Die Küche Portugals ist etwas, das ich seit frühester Kindheit kenne. Wurde ich als Kind nach meinem Leibgericht gefragt lautete die Antwort: „peixe frito com arroz de tomate“ - Frittierter Fisch mit Tomatenreis. Selbst jetzt, wenn ich darüber schreibe, kann ich den Fisch und die Tomaten schmecken. Mein kindlicher Geschmackssinn gibt die Küche Portugals gut wider: Einfache, schnörkellose Gerichte, basierend auf frischen und regionalen Zutaten. Auch wenn Portugal faktisch nicht zur Mittelmeerregion gehört, ähnelt die typisch portugiesische Küche der vieler mediterraner Länder. Der Fokus liegt auf pflanzlichen Lebensmitteln, ergänzt durch Hülsenfrüchte und Volkorngetreide und Fisch und Meeresfrüchten als Proteinquelle. ...Und natürlich die Hauptzutat in Portugal: Olivenöl. Die gesundheitlichen Vorteile dieser Ernährungsweise sind erwiesen. Sie trägt nicht nur zu einem langen, sondern auch zu einem glücklichen Leben bei. Nicht zuletzt deshalb, weil diese einfachen, aber ausgewogenen Gerichte im Kreis von Familie und Freunden und bei einem Gläschen Wein noch besser schmecken.

 

2. An den Tag angepasste Schlafgewohnheiten 

Wer schon einmal Strandurlaub in Portugal gemacht hat, wird bemerkt haben, dass die Portugiesen über Mittag in Scharen nach Hause gehen und den Strand wie eine Einöde zurücklassen. Auch viele Geschäfte schließen über Mittag. Dieser Lebensrhythmus hat eine lange Tradition. Nach einem ausgedehnten almoço, dem Mittagessen, folgt die soneca, der Mittagsschlaf. Zurück geht diese Schlafgewohnheit auf eine Zeit, in der viele Portugiesen auf dem Land arbeiteten. Die hohen Temperaturen machten die Arbeit beschwerlich und unproduktiv. Die Mittagshitze trieb die Menschen in ihre Häuser, wo sie sich während der heißesten Zeit des Tages ausruhen konnten. Die soneca war ein natürlicher Teil des Tages und unabdingbar, um für den Nachmittag wieder Energie zu gewinnen. Zugegebenermaßen machen heute nicht alle Portugiesen über Mittag ein Nickerchen. Ein moderner Arbeitsrhythmus erlaubt es der jüngeren Generation oft nicht, einen kurzen Mittagsschlaf zu halten. Vornehmlich ältere Generationen schätzen diese Tradition aber nach wie vor. Ausgedehnte Ruhepausen sind aber auch heute noch ein Charakteristikum der portugiesischen Lebensart. Sie spiegeln die Wertschätzung der Portugiesen für Erholung und Ausgewogenheit wider.

 

3. Ein Gefühl von Gemeinschaft

Mediterrane Kulturen sind für ihre Geselligkeit und familiäre Verbundenheit bekannt. So auch in Portugal. Das beste Beispiel ist unsere eigene Familienhistorie. Als unsere Großeltern in den 70er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, ließen sie ihre Tochter und ihren Sohn in der Heimat bei ihren Großeltern zurück. Ein Umstand, der absolut üblich und gesellschaftlich akzeptiert war. Die Gründe dafür liegen in einem soziokulturellen Selbstverständnis, das sich über die Jahrhunderte hinweg entwickelt hat: Man ist Teil einer Gemeinschaft und aufeinander angewiesen. Für viele Portugiesen hat die Familie auch heute noch einen unantastbaren Wert. Nicht umsonst spricht man von der „família sagrada“, der heiligen Familie – ein Ausdruck der im Kontext des katholischen Glaubens eine große Rolle spielt. Die biblische Darstellung einer Familie: Maria, Josef und Jesus dient nicht nur als religiöses Vorbild, sondern auch als Symbol für Werte, die in Portugal hochgehalten werden: Liebe, Zusammenhalt, Opferbereitschaft und gegenseitige Unterstützung.

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