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Ein gelassenes Leben wie in Portugal – Prinzipien der portugiesischen Lebensart Part 2
In Part 1 haben wir euch drei Aspekte gezeigt, die typisch für die portugiesische Lebensart sind. Was die Portugiesen sonst noch ausmacht und welchen Prinzipien sie für ein gelassenes Leben folgen, zeigen wir euch in diesem Artikel
1. Eine enge Verbundenheit mit der Natur
In südeuropäischen Ländern wie Portugal ist eine wechselseitige Abhängigkeit innerhalb einer Gemeinschaft essenziell für das tägliche Auskommen. Aber auch die Natur spielte schon früh eine wesentliche Rolle für die Portugiesen. In diesem Zusammenhang kommt dem Meer die wohl größte Bedeutung zu. Das Meer ist für die Portugiesen mehr als nur ein landschaftliches Element. Bedingt wird die Bedeutung des Meeres durch die Geschichte Portugals. Das Zeitalter der Entdeckungen hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die Mentalität heute. Mit Seefahrern wie Vasco da Gama und Ferdinand Magellan wurde das Meer zu einem Tor zur Welt. Das Meer war das Symbol für Abenteuer, Expansion und Fortschritt. Gleichzeitig war es ein Ort der Gefahr und des Unbekannten.
Vermutlich hat auch diese Zeit das ureigene portugiesische Gefühl der Saudade geformt. Das Meer stand für die Trennung von geliebten Menschen und den Wunsch nach Wiedervereinigung. Zeugen dieser Zeit sind die vielen Volkslieder, die vom Meer und seinen Gefahren handeln. Neben dem Meer sind auch andere landschaftliche Aspekte Ausdruck des portugiesischen Lebensstils. Besonders in ländlichen Gebieten haben Menschen nach wie vor einen starken Bezug zu landwirtschaftlichen Traditionen, wie Olivenanbau, Weinproduktion oder Fischerei.
Die Verbindung zur Natur ist für Portugiesen nicht nur eine Frage der Tradition. Sie ist Ausdruck ihres Lebensstils.
2. Eine grundlegende Gelassenheit
Das Klischee stimmt. Der oft mit einem Lächeln vorgetragene spanische Ausdruck „mañana mañana“ ist allgemein bekannt. Im Gegensatz zu vielen anderen Vorurteilen, ist an diesem etwas dran: Eine gelassene, unverbindliche Haltung ist typisch für südeuropäische Länder, Portugal eingeschlossen. Der große Unterschied ist nur, dass diese Haltung in Südeuropa keinesfalls als negativ wahrgenommen wird.
Auch die portugiesische Sprache bietet Sprichwörter und Redewendungen, die eine gelassene Einstellung widerspiegeln. So sagt man in Portugal zum Beispiel: „deixa andar!“, wörtlich übersetzt „Lass es laufen!“.
Diese laissez-faire Einstellung steht im krassen Gegensatz zum Aktionismus und (Über)eifer, den wir in Deutschland kennen. Die Bereitschaft, Dinge einfach geschehen zu lassen, ist ein Charakteristikum der portugiesischen Mentalität. Eine Eigenart, die auch 45 Jahre in Deutschland unserer Mutter nichts anhaben können. lol!
Dinge einfach „laufen zu lassen“ führt naturgemäß auch dazu, dass nicht immer alles auf Anhieb funktioniert. Kann man sich denken. Aber auch dieser Umstand wird im Allgemeinen akzeptiert. Man ist flexibel und findet eine andere (manchmal improvisierte) Lösung. Positiver Nebeneffekt: Ein langsamer, gelassener Lebensrhythmus.
3. Ein Sinn für Ausgewogenheit
Neben den zuvor angeführten Aspekten gibt es ein weiteres Merkmal, das Portugal einzigartig macht – die überdurchschnittlich lange Lebensspanne der Menschen. Was vielen vermutlich nicht bewusst ist: Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 82 Jahren rankt Portugal global gesehen ziemlich weit oben. In einigen Regionen Portugals leben Menschen sogar noch länger und erreichen nicht selten 90 oder sogar 100 Jahre. Grund dafür sind die Merkmale des portugiesischen Lifestyles, die in Part 1 und auch in diesem Artikel angeführt sind.
Was die portugiesische Lebensart aber abrundet, ist der Sinn für Mäßigung, also die Fähigkeit das richtige Maß zu finden. Letztlich ist es dieser Aspekt, der das Leben nicht nur verlängert, sondern auch lebenswert macht.
Aber was bedeutet es, das „richtige“ Maß zu finden? So genau lässt sich das vermutlich nicht beantworten. Zumal ein ausgewogener Lebensstil kein starres, sondern ein fließendes Konzept ist. Ebenso ist auch die portugiesische Lebensweise anpassungsfähig.
Die wichtigsten Aspekte dieser Art zu leben sind Werte, wie Geselligkeit, soziale Verbundenheit, ein starkes Gemeinschaftsgefühl, familiäre Werte, die Nähe zur Natur und zur gelebten Umwelt, eine tief verwurzelte Spiritualität, lokale Bräuche und Traditionen und der Sinn für Mäßigung in allen Lebensbereichen.